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23. November 2017

Volkstrauertag: „Stolz, tapfer und patriotisch“

Die Münchner Gemeinde erinnerte an die jüdischen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg ums Leben kamen. Von Helmut Reister, erschienen in der Jüdischen Allgemeinen vom 23.11.2017. Für die Repräsentanten der Jüdischen Gemeinde, Bundeswehr, Politik und Zivilgesellschaft ist die gemeinsame Gedenkstunde am Volkstrauertag auf dem Neuen Israelitischen Friedhof zu einer festen Tradition geworden. Zu den zahllosen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg ums Leben kamen, gehörten auch 12.000 Juden. Für Deutschland in den Krieg zu ziehen, war für sie eine selbstverständliche Pflicht.

IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch und Oberst Ralf Klewin-von Fintel © Marina Maisel

IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch und Oberst Ralf Klewin-von Fintel © Marina Maisel

 

IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch erinnerte in ihrer Rede auf dem Friedhof daran, wie schnell und grundlegend sich nach dem Ersten Weltkrieg die Verhältnisse änderten. Sie selbst habe es durch ihren Vater miterlebt, der zu den rund 100.000 jüdischen Soldaten gehörte, die am Krieg teilnahmen.

Zugehörigkeit »Ich habe erlebt, wie der stolze, der tapfer und unter großen persönlichen Opfern erkämpfte Traum von Respekt und Anerkennung, von der Zugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft keine 20 Jahre später mit Füßen getreten und mit mörderischer Grausamkeit zerstört wurde. Tapferkeit, Vaterlandsliebe und Auszeichnungen zählten unter den Nationalsozialisten nichts mehr«, erklärte sie.

© Marina Maisel

© Marina Maisel

 

Rund sieben Jahrzehnte nach dem Ende der NS-Zeit verteidigt die Bundeswehr nach Überzeugung der IKG-Präsidentin die Demokratie – im Ernstfall auch mit dem Leben der Soldaten. Umso ermutigender sei es, so Knobloch, dass heute wieder vermehrt jüdische Soldaten der Bundeswehr angehören.

Die demokratischen Werte als Basis des Handelns sprachen auch zwei andere Redner an: Oberst Ralf Klewin-von Fintel, der stellvertretende Kommandeur des Bundeswehr-Landeskommandos Bayern, und Staatssekretär Georg Eisenreich, der wie die Jahre zuvor als Vertreter von Ministerpräsident Horst Seehofer an der Gedenkstunde teilnahm. Stadtrat Marian Offman war in seiner Funktion als IKG-Vorstandsmitglied und als Vertreter von Oberbürgermeister Dieter Reiter anwesend.

© Marina Maisel

© Marina Maisel

 

Anforderungen Den Wandel in der Bundeswehr zum einen und die hohen Anforderungen an sie in der Gegenwart zum anderen machte Knobloch durch einen Hinweis deutlich. Im vergangenen Jahr, sagte sie, habe Oberst Klewin-von Fintel nicht an der Gedenkstunde teilnehmen können. Damals sei er nach Bagdad abgeordnet gewesen – und zum Glück wohlbehalten zurückgekehrt.

Wie präsent der Volkstrauertag ist und wie hoch die damit zusammenhängende Erinnerungskultur zu bewerten ist, machte auch die Teilnehmerliste deutlich: Erschienen waren unter anderem Konsulin Orit Danon vom israelischen Generalkonsulat, Hauptfeldwebel Tobias Burger vom Feldjägerregiment 3, Oberstarzt Hans-Ulrich Holtherm von der Sanitätsakademie der Bundeswehr, Leitender Regierungsdirektor Alfons Lindner, Professorin Merith Niehuss, Präsidentin der Universität der Bundeswehr München, Ilse Macek vom Verein »Gegen Vergessen – Für Demokratie«, Regierungspräsident a.D. Wilhelm Wenning, Maximilian Fügen, Schul- und Bildungsreferent, Jörg Raab, Landesgeschäftsführer, Maurice Brodski von der B’nai-B’rith-Loge sowie zahlreiche Mitglieder verschiedener Bezirksausschüsse.

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Do. 27.11.2025 | 7. Kislew 5786

Kultur

„Jiddish-Soulfood“: Von Tango bis Jazz, von Damals bis Jetzt – mit Sharon Brauner

Beginn 19:00

Konzert
Donnerstag, 27. November 2025, 19 Uhr

Sharon Brauner singt Lieder in Jiddisch und von jüdischen Komponisten.
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Die Berlinerin Sängerin und Schauspielerin beschäftigt sich seit langem mit jiddischer Kultur und der dazugehörigen Musik. Diese findet sich auch in Kompositionen und Texten der Moderne. Ob in alter und neuer Heimat oder im Exil, diese Kunst im 20. Jahrhundert wäre ohne den Einfluss jüdischer Komponisten und Interpreten nicht vorstellbar. Die Melodien stammen aus dem Schtetl in Polen, aber auch aus Berlin, Wien, Moskau sowie Tel Aviv, und prägten Kompositionen ebenso am Broadway in New York, Miami, Hollywood und in Buenos Aires. Weiterlesen »

So. 30.11.2025 | 10. Kislew 5786

Kultur

„Das Sterben der Demokratie“: Ein Abend mit Richard C. Schneider und Peter R. Neumann

Beginn 18:00

Buchpräsentation und Gespräch
Sonntag, 30. November 2025, 18 Uhr

Moderation: Shahrzad Eden Osterer (Bayerischer Rundfunk)

Weltweit gewinnen Rechtspopulisten massiv an Unterstützung und gefährden die liberale Demokratie. Peter R. Neumann, einer der international renommiertesten Extremismus-Experten, und der vielfach ausgezeichnete Journalist und Dokumentarfilmer Richard C. Schneider haben sich unter anderem in Ungarn, Frankreich, den Niederlanden, Italien und den USA umgesehen. Ihre augenöffnende Recherche (Rowohlt Berlin) zeigt wie unter einem Brennglas, welcher Gefahr Deutschland gegenübersteht. Weiterlesen »

Mi. 03.12.2025 | 13. Kislew 5786

Kultur

„Vom Überleben ins Leben“: Eine jüdische Biografie im München der Nachkriegszeit mit Roman Haller

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Mittwoch, 3. Dezember 2025, 19 Uhr

Vorstellung der Autobiografie von Roman Haller

Moderation: Shahrzad Osterer (BR)

Roman Haller erzählt von seiner Geburt 1944 in einem Waldversteck in Polen, vom Aufwachsen in Deutschland, einem Land, das seine Eltern ermordet hätte, wenn es ihrer in der NS-Zeit habhaft geworden wäre, vom jüdischen Alltag zwischen Schwarzmarkt und Schulbank, Davidstern und Lederhose. Mit Humor schildert er, wie das Leben trotz allem weiterging und wie er seinen Platz im München der Nachkriegszeit fand. Weiterlesen »

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