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3. August 2017

Meinung: Volkssport „Israelkritik“

Warum es richtig ist, sich gegen die Delegitimierung des jüdischen Staates im Münchner Eine-Welt-Haus zu wehren (siehe www.ikg-m.de/geduldeter-judenhass-im-muenchner-eine-welt-haus). Ein Kommentar von Charlotte Knobloch, erschienen in der Jüdischen Allgemeinen vom 03.08.2017.

Es ist eine Binse: Sachlicher Kritik an Israel steht nichts entgegen. Aber wer dämonisiert, delegitimiert oder mit doppelten Standards operiert, wer mit den Nazis vergleicht, die Schoa relativiert, Israel das Existenzrecht abspricht, zum Boykott aufruft, die zionistische Weltverschwörung suggeriert oder Juden pauschal anklagt, argumentiert antisemitisch und schürt antijüdische Ressentiments und Hass. Immer wieder wurde solcher Antizionismus im »Eine-Welt-Haus« praktiziert. Die Hauptverantwortlichen haben das gefördert.

Lange hatte dort auch die Palästinensische Gemeinde München e.V. ihre Schaltzentrale. Bei ihrer »Kundgebung für die Al-Aksa-Moschee und das palästinensische Volk« wurde am Samstag in der Münchner Fußgängerzone zur »Ächtung und Isolierung des zionistischen Staates« aufgerufen. Unter jenen, die »Down with Israel!« und »Allahu Akbar, Filistin!« riefen, waren auch Personen mit türkischen Fahnen und »Graue-Wölfe«-Anhänger – beklemmend!

Attacken Juden leiden unter dem erstarkenden Antisemitismus im Alltag. Konnotierte »Israelkritik« wird zum Volkssport. Trainingscenter wie im »Eine-Welt-Haus« sprießen aus dem Boden. Dabei ist Israel unbestritten die einzige freiheitliche Demokratie in der Region, und die Menschen leiden unter täglichen terroristischen Attacken. Umso erschreckender ist das Maß an Empathielosigkeit und Zynismus auch vieler Medien. Opfer und Täter werden vertauscht und mörderischer Terror zum Widerstand verklärt. Tendenzfreiheit, Kausalketten, Relationen, Fakten zählen oft wenig. Was bleibt, ist ein Narrativ: der Besatzerstaat Israel, der die Palästinenser brutal unterdrückt.

Warum diese Mär ausgerechnet in Deutschland gern geglaubt und verbreitet wird, mögen (Sozial-)Psychologen erklären. Fakt ist: Seit Jahrzehnten wird hierzulande eine verbrämte propalästinensische Ideologie propagiert. Und zwar nicht nur von muslimischen Organisationen, sondern insbesondere von Bewegungen im linken politischen Spektrum und aus Reihen der Kirchen.

Unter dem Deckmantel von Friedensbewegung, Anti-Imperialismus oder Verbraucherschutz wird Israel an den Pranger gestellt und den Palästinensern der moralische Persilschein ausgestellt. Der Antrag von CSU und SPD im Stadtrat, der Propaganda in München zumindest die städtische Förderung zu entziehen, ist ein erster richtiger Schritt. Viele weitere müssen folgen.

Die Autorin ist Präsidentin der IKG München und Oberbayern und Holocaust Memory Commissioner der World Jewish Congress.

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Do. 27.11.2025 | 7. Kislew 5786

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„Jiddish-Soulfood“: Von Tango bis Jazz, von Damals bis Jetzt – mit Sharon Brauner

Beginn 19:00

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Donnerstag, 27. November 2025, 19 Uhr

Sharon Brauner singt Lieder in Jiddisch und von jüdischen Komponisten.
Piano-Begleitung: Harry Ermer

Die Berlinerin Sängerin und Schauspielerin beschäftigt sich seit langem mit jiddischer Kultur und der dazugehörigen Musik. Diese findet sich auch in Kompositionen und Texten der Moderne. Ob in alter und neuer Heimat oder im Exil, diese Kunst im 20. Jahrhundert wäre ohne den Einfluss jüdischer Komponisten und Interpreten nicht vorstellbar. Die Melodien stammen aus dem Schtetl in Polen, aber auch aus Berlin, Wien, Moskau sowie Tel Aviv, und prägten Kompositionen ebenso am Broadway in New York, Miami, Hollywood und in Buenos Aires. Weiterlesen »

So. 30.11.2025 | 10. Kislew 5786

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„Das Sterben der Demokratie“: Ein Abend mit Richard C. Schneider und Peter R. Neumann

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Buchpräsentation und Gespräch
Sonntag, 30. November 2025, 18 Uhr

Moderation: Shahrzad Eden Osterer (Bayerischer Rundfunk)

Weltweit gewinnen Rechtspopulisten massiv an Unterstützung und gefährden die liberale Demokratie. Peter R. Neumann, einer der international renommiertesten Extremismus-Experten, und der vielfach ausgezeichnete Journalist und Dokumentarfilmer Richard C. Schneider haben sich unter anderem in Ungarn, Frankreich, den Niederlanden, Italien und den USA umgesehen. Ihre augenöffnende Recherche (Rowohlt Berlin) zeigt wie unter einem Brennglas, welcher Gefahr Deutschland gegenübersteht. Weiterlesen »

Mi. 03.12.2025 | 13. Kislew 5786

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„Vom Überleben ins Leben“: Eine jüdische Biografie im München der Nachkriegszeit mit Roman Haller

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Mittwoch, 3. Dezember 2025, 19 Uhr

Vorstellung der Autobiografie von Roman Haller

Moderation: Shahrzad Osterer (BR)

Roman Haller erzählt von seiner Geburt 1944 in einem Waldversteck in Polen, vom Aufwachsen in Deutschland, einem Land, das seine Eltern ermordet hätte, wenn es ihrer in der NS-Zeit habhaft geworden wäre, vom jüdischen Alltag zwischen Schwarzmarkt und Schulbank, Davidstern und Lederhose. Mit Humor schildert er, wie das Leben trotz allem weiterging und wie er seinen Platz im München der Nachkriegszeit fand. Weiterlesen »

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