Kultur
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3. März 2016
Ehrung für den Maestro
Der Dirigent Zubin Mehta erhielt in München den „Shield of Keren Hayesod“. Von Ellen Presser, erschienen in der Jüdischen Allgemeinen, 3.3.2016.
Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein hat ihn bereits, ebenso der ehemalige Bundesminister Otto Schily, und am vergangenen Dienstag waren die Tische im Bayerischen Hof eingedeckt für einen weltbekannten Dirigenten. Denn vor 200 Gästen bekam Zubin Mehta den »Shield of Keren Hayesod« verliehen. Die Auszeichnung war der Höhepunkt der offiziellen Eröffnung des Sammeljahres 2016 der Spendenorganisation.

IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch und der »Shield of Keren Hayesod«-Preisträger Zubin Mehta. © Marina Maisel
Der Gastgeber und stellvertretende Vorsitzende von Keren Hayesod (KH), David Leschem, freute sich, Mehta, einem Dirigenten von Weltruf, der sich seit 54 Jahren um die Musikförderung in Israel und insbesondere das Israel Philharmonic Orchestra (IPO) verdient gemacht hat, die höchste Auszeichnung des Keren Hayesod überreichen zu können.
Als Ehrengäste waren die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, und der israelische Generalkonsul Dan Shaham gekommen. Auch KH-Präsident Nathan Gelbart, der baden-württembergische KH-Doyen Meir Widerker, die Unternehmerin Regine Sixt, die mit Askanim wie Natascha Barton, Laura Goldberg, Eduard Klovsky, Benny Meiteles, Isy Salzberg, Mark Szackamer, Richard Steinberg und Iris Zimmerman-Zelkowicz allesamt eines gemeinsam haben, nämlich Solidarität mit und Hilfsbereitschaft für Israel, nahmen an der Verleihung der Auszeichnung teil.
Engagement
Eliezer Moodi Sandberg, seit sechs Jahren Weltvorsitzender des Keren Hayesod, mit 14-jähriger Knesseterfahrung als Abgeordneter und als Minister, betonte in seinem Grußwort, wie wichtig die Eingliederung von Neuzuwanderern ist, und dankte den KH-Aktiven für ihr Engagement, das nicht zuletzt dazu beitrug, dass Israel im vergangenen Jahr besonders schnell reagieren konnte, was den Schutz seiner Zivilbevölkerung betraf. »Wir leben in besonderen Zeiten, umgeben von Feinden«, betonte Sandberg, »wir müssen Menschen helfen, die ›heimkommen‹ und gleichberechtigte Bürger sein wollen.«
Für Zubin Mehta, der 1936 im heutigen Mumbai geboren wurde und später vom Medizin- zum Musikstudium wechselte, war die erste Zusammenarbeit 1961 mit dem Israel Philharmonic Orchestra (IPO) der Beginn einer lebenslangen Liebe zur Musik und zu Israel. Videoeinspielungen während des Abends zeigten den Dirigenten neben berühmten Persönlichkeiten wie David Ben-Gurion, Teddy Kollek, Sophia Loren oder Isaac Stern.
Die Laudatio auf Mehta, der im April 80 Jahre alt wird, hielt Sir Peter Jonas, während dessen Intendanz Mehta bis 2006 Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München war. Jonas kennt und schätzt ihn nicht nur als Dirigenten eines der bedeutendsten Orchester weltweit, sondern auch als »warmherzigen und großzügigen Menschen, dessen Talente und Errungenschaften niemals mehr wiegen als seine einzigartige Bescheidenheit und Demut«.
Bemerkenswert sei, dass Israels großes Orchester, bestehend aus einem »Team von über 100 Individualisten, die sich nie auf etwas einigen«, sich in seiner musikalischen Ergebenheit und Liebe zu Zubin Mehta einig ist. Dieser habe, so betonte Jonas, »selbstlos gearbeitet, um der Welt zu zeigen, dass kulturelle Werte das wichtigste Gebäude sind, das man für ein Volk errichten kann, wenn man eine gerechte, friedliche und tolerante Gesellschaft erstrebt«. Seiner leidenschaftlichen »Lobeslitanei« konnte Jonas nur einen »Fehler« hinzufügen: Zubin Mehtas Fähigkeit, unentwegt zu proben und zu dirigieren, sei legendär und so gewaltig, dass allen anderen, die mit ihm mithalten wollten, glatt die Puste ausgehe.
Humor
Als Zubin Mehta auf die Bühne kam, gab es stehende Ovationen. David Leschem und Eliezer Sandberg überreichten ihm den »Shield of Keren Hayesod«. Einen Platz habe Mehta für die Auszeichnung auch schon gefunden: In seinem Haus in Los Angeles hat er eine Wand allen Ehrungen gewidmet, die mit Israel zu tun haben.
Seiner Rührung kam der Maestro mit Humor bei. Es stimme kein Wort der Laudatio: »Fragen Sie die Musiker!« Allein mit dem IPO brachte Mehta es bislang auf über 3000 Konzerte. Als er 1961 das erste Mal nach Israel kam, fühlte er sich sofort heimisch: »Alle sprachen gleichzeitig, niemand hörte dem anderen zu. Gehen Sie auf die Dizengoff. Das ist genauso wie in Mumbai«, fasste der Dirigent zusammen. Zubin Mehta ließ mit vielen Anekdoten Musikgeschichte Revue passieren. Der Abbruch diplomatischer Beziehungen zwischen Indien und Israel 1967 bedrückte ihn sehr und brachte dem Dirigenten bis 1992 den Status eines »unerwünschten Botschafters« ein.
1992 nahm Indien die Beziehungen zu Israel wieder auf. Auch China kam dazu. Schon zwei Jahre später trat Mehta mit dem IPO in beiden Ländern auf – ohne Honorar. 1982 gab er mit dem Orchester an der israelisch-libanesischen Grenze in einem Feld ein Konzert nur für Araber. Dass man damals noch mit dem Jeep durch Beirut fahren konnte, erscheint heute unglaublich. Der Preisträger glaubt unerschütterlich an die Zukunft Israels und daran, dass Musik dazugehört. Wenn während des Raketenbeschusses vor einem Jahr die Sirenen gingen, unterbrach man. Danach ging das Konzert weiter.
Sulamot Sammeln für den guten Zweck – das stand auch an diesem Gala-Abend auf dem Programm. Speziell für das Kooperationsprojekt zwischen dem Keren Hayesod und dem IPO, »Sulamot«, zu Deutsch »Tonleiter«, fördert an 14 Orten von Nazareth bis Mizpe Ramon die Musikerziehung von »Hunderten gefährdeter Kinder«. Maestro Zubin Mehta ist als Mentor mit dabei.
Auch die Musik kam an diesem Abend nicht zu kurz: Die Pianistin Susanna Klovsky spielte insgesamt drei Stücke. Zunächst einen Tango von Astor Piazzolla mit der Cellistin Heike Schuch. Die Sopranistin Chen Reiss kam für einen Abend aus Israel, um für den Ehrengast den »Frühlingsstimmenwalzer« von Johann Strauss zu singen. Zum Finale trug der Tenor Bryan Lopez aus Kuba »Granada« von Agustín Lara vor. Zubin Mehta hat einmal gesagt, Musik könne Menschen zusammenbringen. Der Gala-Abend von Keren Hayesod war dafür ein Beweis.
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