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10. Dezember 2015
Lichter der Menschlichkeit
Die IKG feierte zusammen mit Polizei und Flüchtlingshelfern Chanukka. Von Helmut Reister, erschienen in der Jüdischen Allgemeinen, 10.12.2015. Mit einem Chanukkafest, das keine Wünsche offen ließ, dankte die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern am Montagabend der Polizei und den vielen Helfern für ihr überwältigendes Engagement bei der Hilfe für Flüchtlinge. »Mit ihrem großartigen Einsatz haben Sie München zur Weltstadt mit Herz gemacht und ein Licht für die Menschlichkeit entzündet. Dieses Bild ging um die ganze Welt, und das wollen wir bewahren«, sagte Gastgeberin Charlotte Knobloch in ihrer Begrüßungsrede.

Die beiden Polizeiprääsidentin Hubertus Andrä und Robert Kopp entzündeten mit IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch die Lichter an der Chanukkia. Foto: Marina Maisel
Maßgeblichen Anteil, dass sich München und das ganze Land so positiv in der Flüchtlingsproblematik präsentiert habe, tragen nach Überzeugung der IKG-Präsidentin die Staatsbürger in Uniform. »Es ist doch gerade das Erleben der Staatsmacht als Freund und Helfer, die vielen Flüchtlingen die Angst nimmt, die für viele Geflüchtete die erste gute Erfahrung der Fürsorge und Geborgenheit darstellt – eben gerade im Gegensatz zu dem, was sie hinter sich gebracht oder in anderen Ländern erlebt haben«, sagte Knobloch. »Unsere Polizeibeamtinnen und -beamten stehen eben nicht für Law and Order. Sie stehen für Menschlichkeit, für Nächstenliebe, für Fürsorge, für Deeskalation.«
In zeiten von Pegida und Co.
Der Flüchtlingsstrom bringe die Polizisten physisch und mental ans Limit, ihr Einsatz verdiene allerhöchsten Respekt, betonte Charlotte Knobloch. Allein die ankommenden Flüchtlinge sind es nach Überzeugung der IKG-Präsidentin indes nicht, die die Polizei so schwer belasten. Hinzu komme das neue Ausmaß an Radikalisierung. »Die Maske von Pegida und Co., aber auch von Teilen der AfD ist längst gefallen. Offen rassistisch, rechtsextrem, fremdenfeindlich und ganz klar auch antisemitisch sind die Einstellungen hinter den rechtspopulistischen Kräften«, sagte Knobloch.
Was ihr große Sorgen bereite, sei die Tatsache, dass die »widerliche und menschenverachtende Ideologie« immer öfter und erfolgreicher Anklang in der Mitte der Gesellschaft finde. Leider gelte dies auch für den zunehmenden Antisemitismus, der aber auch unter den hier lebenden Muslimen eine weit verbreitete Geisteshaltung sei. »Ich will nicht verhehlen«, so Knobloch, »dass es in der jüdischen Gemeinschaft auch Sorgen gibt, dass die vielen Menschen aus Ländern, in denen der Hass auf Israel und die Juden Staatsräson ist, ihre Einstellung hierher mitbringen.« Sie bezeichnete es als zentrale Herausforderung, jene Menschen, in deren Sozialisierung Toleranz nicht vorkam, in die liberale Lebensweise des Westens zu integrieren.
Lorenz Wolf, Leiter des Katholischen Büros Bayern, freute sich über die gemeinsame Feier von Christen und Juden. Diese Gemeinsamkeit sei angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung heute von besonderer Bedeutung, sagte er und lobte die Professionalität der Helfer im Umgang mit den Flüchtlingen. Er erinnerte auch daran, dass jeder Mensch ein Mensch mit eigener Würde sei. Auch müsse klar sein, dass die Integration der Flüchtlinge nicht in wenigen Tagen möglich sei. Das machte Marina Lessig ebenfalls deutlich, die als Koordinatorin der freiwilligen Helfer genau weiß, welche Probleme damit verbunden sind.
Existenzrecht Israels ist unantastbar
Die Gemeinsamkeit von Christen und Juden hob auch Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler hervor. Die Werte der Freiheit, die dem zugrunde lägen, müssten auch den ankommenden Flüchtlingen vermittelt werden. Ebenso klar gemacht werden müsste auch, dass das Existenzrecht Israels unbestritten sei.
»Es ist schlimm«, sagte Breit-Keßler, »dies immer wieder sagen zu müssen.« Dem schloss sich Erzpriester Apostolos Malamoussis vom Griechisch-Orthodoxen Vikariat in Bayern an, indem er betonte, wie wichtig das friedliche Miteinander der Religionen ist. Im Zusammenwirken von staatlichen Stellen, professionellen Organisationen und den vielen freiwilligen Helfern sieht er »ein gemeinsames Zeichen der Mitmenschlichkeit«.
Zum Gelingen des Abends, der von Tatjana Ivanizky und Guy Fränkel moderiert wurde, trug auch das bunte Programm bei. Kantor Moshe Fishel, der von Luisa Pertsovska am Klavier begleitet wurde, lieferte mit dem Zünden der zweiten Chanukkakerze einen besinnlichen Aspekt.
Zuvor hatte bereits der Chor der Polizei München einen gesanglichen Akzent gesetzt, der auf lebhaften Beifall stieß. Die Live-Musik kam von »Ron van Lankeren, Margit Silay und Band« und DJane Judith Welz. Für das leibliche Wohl sorgte das hauseigene Restaurant »Einstein« mit einem Buffet.
Der Einladung in den Burda-Saal waren viele hochrangige Gäste gefolgt. Spitzenbeamte der Polizei, die Präsidenten Hubertus Andrä und Robert Kopp, gehörten dazu, religiöse Würdenträger, die Vizepräsidentin der Regierung von Oberbayern, Maria Els, Vertreter des Roten Kreuzes mit Michael Schönberger, Verena Pfähler-Münch und Peter Reuss an der Spitze, Günther Bauer, Vorstand der Inneren Mission München, Bischof Ferreira und Anna-Maria Worsch von den »Maltesern«, Geschäftsführer Frey von der AWO-München, Marianne Seiler und Michael Blomberg als Repräsentanten der vielen ehrenamtlichen und professionellen Helfer, Repräsentanten der Kommune und des Bezirks.
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„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel
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Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786
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Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr
Auf einen Blick:
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- 21:45 Uhr: Ellen Presser
21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »
Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786
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Beginn 19:00Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr
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Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

Israelitische Kultusgemeinde
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