Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Pressemitteilung

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28. Mai 2015

Holocaust-Überlebende benötigen dringend Hilfe – Knobloch: „Missstand, den die Welt nicht hinnehmen darf“

München, 28. Mai 2015. Dieser Tage erreicht uns ein dramatischer Appell des Internationalen Auschwitz Komitees. Demnach ist eine Vielzahl der weltweit lebenden Holocaust-Überlebenden dringend auf Hilfe angewiesen. Besonders die ökonomische und gesundheitliche Situation der über 80-jährigen Menschen unter ihnen gibt Anlass zu größter Sorge. Dazu Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und Kommissarin für Holocaust-Memory beim World Jewish Congress:

„Es ist unerträglich, zu wissen, wie groß die Not dieser Menschen ist – und die Welt schaut zu. Es reicht nicht, der Toten zu gedenken und das singuläre Grauen des Holocaust als Menschheitsverbrechen zu verurteilen, wenn zugleich das heutige Leid der Überlebenden ungerührt hingenommen wird. Ich fordere von den Verantwortlichen der betroffenen Staaten in Politik, Wirtschaft und gesellschaftlichen Organisationen, dass diesen Menschen unbürokratisch und schnell geholfen wird. Die Überlebenden des Holocaust haben jedes Recht auf ein würdevolles Leben.“

Leider sei vielfach das Gegenteil der Fall, beklagt Knobloch. Etwa müsse laut Internationalem Auschwitz Komitee die Hälfte der 60.000 in New York ansässigen Überlebenden in relativer Armut ihren Lebensabend verbringen. Ebenso desaströs sind Berichte über die finanzielle und persönliche Lage der Überlebenden in Europa. In Israel leben 36 Prozent der Überlebenden allein. Einsamkeit und Altersisolation belasteten die alten Menschen sehr. Die Intensivierung häuslicher Pflege und Betreuung ist dringend geboten. Weltweit sind zwei Drittel der Überlebenden Frauen, die aufgrund ihres Geschlechts geringere Rentenzahlungen erhalten. Zudem werden in vielen Staaten die Entschädigungsrenten der Überlebenden besteuert.

Knobloch: „Die miserable Situation vieler Überlebender ist ein Missstand, den die Welt nicht hinnehmen darf. Jeder Tag der gewartet wird, ist ein Armutszeugnis für die zivilisierte Welt. Diese Menschen wurden Opfer des größten Verrats an der Menschlichkeit. Viele von ihnen haben sich ihr Leben lang für Freiheit, Frieden, Demokratie und Toleranz und gegen Rassismus, Antisemitismus und Menschenverachtung eingesetzt. Jetzt verdienen sie die Dankbarkeit der Menschen, deren Werte und Rechte die Überlebenden verteidigt haben. Wir müssen alles daran setzen, den Überlebenden einen guten Lebensabend zu gewährleisten.“

Hintergrund: Auf Einladung des Europäischen Institutes für das Vermächtnis der Shoah hatten sich jüngst in Prag Repräsentanten aus 37 Staaten und Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen getroffen, um über die Situation von Holocaust-Überlebenden weltweit zu beraten.

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Gedenke und erinnere zu Jom Haschoah: Die Pianistin von Theresienstadt

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Jehuda Amichais Gedichte erinnern an die Universalität menschlicher Erfahrungen, ohne dabei ihren Ursprung – Amichais Auseinandersetzung mit der eigenen jüdischen Identität – zu überschreiben. Verfasst in einem Hebräisch der Alltagssprache, sind seine Gedichte verortet im individuellen sowie kollektiven Zeitgeschehen:

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Mi. 08.05.2024 | 30. Nissan 5784

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Unter Druck: Wie schützen wir Europas Demokratie?

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Podiumsgespräch
Mittwoch, 8. Mai 2024, 19:30 Uhr
Hubert-Burda-Saal im Jüdischen Gemeindezentrum

Es diskutieren:

  • Wolfgang Bücherl
    Leiter der Regionalvertretung der Europäischen Kommission in München
  • Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch
    Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern
  • Dr. Sergey Lagodinsky
    Mitglied des Europäischen Parlaments für BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN
    und
  • Prof. Dr. Ursula Münch
    Direktorin der Akademie für Politische Bildung Tutzing

Moderation: Richard Volkmann (Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern) Weiterlesen »

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