Pressemitteilung
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9. Juni 2014
Knobloch: „Demokratische Parteien versagen im Kampf gegen rechtsextreme Phänomene“
Kurz nach EU-Wahltriumph: Antisemitische Aussage von Jean-Marie Le Pen auf FN-Website. München, 9.6.2014. „Die offen antisemitischen und den Holocaust instrumentalisierenden Äußerungen von Jean-Marie Le Pen zeigen, welches Gedankengut den ideologischen Kern der Front National bildet,“ kommentierte Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, ein Video, in dem der Gründer der rechtsextremen französischen Partei Front National bezüglich des Sängers Patrick Bruel, einem prominenten Kritiker seiner Partei, sagt „Wissen Sie, da machen wir das nächste Mal eine Ofenladung.“
Knobloch weiter: „Rasch nachgeschobene trickreiche Wendungen des Beschwichtigens und Entschuldigens sind unglaubwürdig und belanglos, solange sie nicht durch aufrichtige Konsequenzen untermauert werden. Eine Partei, die als Ehrenvorsitzenden einen rassistischen und neo-nazistischen Wiederholungstäter hofiert, der regelmäßig den Holocaust relativiert, steht abseits des freiheitlich-demokratischen Meinungsspektrums. Angesichts des Erfolgs solcher Bewegungen in ganz Europa fordere ich von den demokratischen Parteien endlich systematische Konzepte im Umgang mit rechtsextremen Phänomenen.“
Schließlich hätten die EU-Wahlen am 25. Mai erschreckend belegt, wie nachhaltig die etablierte Politik in den letzten Jahren im Kampf gegen Rechtspopulismus versagt habe, erläuterte Knobloch. „Die französische FN steht nicht allein. Erklärte Europa-Feinde, Nationalisten und Rechtsextreme haben vielerorts triumphiert. Im neuen EU-Parlament sitzen neben den Populisten aus Großbritannien, Dänemark, Finnland, Italien, Österreich und anderen Ländern auch stramme Neonazis aus Ungarn, Griechenland und leider auch Deutschland. So entsendet die Bundesrepublik mit dem ehemaligen NPD-Parteichef Udo Voigt einen verurteilten Volksverhetzer – ein absolutes, unerträgliches Armutszeugnis. Die Positionierung der AfD darf skeptisch-gespannt abgewartet werden.“
Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland zeigte sich besorgt: „Der europaweite Rechtsruck verheißt, dass sich künftig öfter ungeniert fremdenfeindliche, antisemitische, homophobe oder anderweitig menschenfeindliche Entgleisungen im öffentlichen Diskurs mehren werden. Ihnen muss ausnahmslos sofort und unmissverständlich seitens der demokratischen Parteien begegnet werden. Ich erwarte, dass gruppenbezogene Stigmatisierungen sowie Geschichtsvergessenheit oder gar -verfälschung Widerspruch und Verurteilung erfahren. Nur dann kann es gelingen, Menschenfeindlichkeit politisch und gesellschaftlich zu verbannen. Wer Äußerungen wie jenen von Le Pen nicht mit aller Entschlossenheit entgegentritt, versündigt sich an unserer gewachsenen politischen Kultur.“
Knobloch warnte: „Die Gewöhnung an Hass und verbale Verachtung befördert tätliche Gewalt. Der tödliche Anschlag im Jüdischen Museum in Brüssel ist nach dem Terrorakt vor der jüdischen Schule in Toulouse ein neuer Höhepunkt antisemitischer Exzesse in Europa.“ Wehrhafte Demokraten in ganz Europa seien in der Pflicht, Frieden und Freiheit zu verteidigen – und zwar nicht nur als Reaktion auf die wachsenden Sorgen in der jüdischen Gemeinschaft und vielen anderen Minderheiten, sondern vor allem, damit die Demokratien in Europa nicht immer weiter, immer größeren Schaden nehmen.
„100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten und 75 Jahre nach dem des Zweiten Weltkriegs wird es Zeit, die passiven Gedenkrituale abzulegen und die der Erinnerung entspringenden aktiven Handlungsprämissen umzusetzen“, so Knobloch.
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So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786
Kultur
„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel
Beginn 17:00Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr
Moderation: Günter Keil
Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »
Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786
Kultur
26. Lange Nacht der Museen in München
Beginn 20:30Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht
Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr
Auf einen Blick:
Vorträge (je 30 Minuten)
- 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
- 21:45 Uhr: Ellen Presser
21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »
Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786
Kultur
Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“
Beginn 19:00Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr
Moderation: Ellen Presser
Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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