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19. Mai 2011

Mit „ok, ich bin ein Nazi“ kickte sich von Trier aus Cannes

Wegen seiner Äußerungen über Adolf Hitler ist der dänische Regisseur Lars von Trier beim Filmfestival in Cannes ausgeschlossen und zur unerwünschten Person erklärt worden. Die Festivalleitung habe mitgeteilt, dass von Trier ab sofort als „Persona non grata“ gelte, berichtete die ARD auf tagesschau.de. Der 55-jährige Filmemacher hatte tags zuvor mit Hitler-freundlichen Auslassungen für einen Eklat gesorgt.

Lars von Trier. Foto: Christian Geisnaes

Lars von Trier. Foto: Christian Geisnaes

Bei der Premieren-Pressekonferenz zu seinem neuen Film „Melancholia“ vergaloppierte sich das Enfant terrible der Filmwelt und fing plötzlich an, Nazi-Gefasel von sich zu geben. In seinem bizarren Monolog sagte von Trier über Adolf Hitler: „Er ist nicht das, was man einen guten Kerl nennen würde, aber ich verstehe vieles von ihm. Ich sympathisiere ein bisschen mit ihm.“

Natürlich habe Hitler „falsche Dinge“ getan, sagte von Trier, „aber ich kann ihn auch sehen, wie er da am Ende in seinem Bunker hockt. Ich kann mich sogar ein bisschen in ihn einfühlen.“

Lange geglaubt, jüdische Wurzeln zu haben

Von Triers Verbalausfall begann nachdem eine Journalistin des Londoner Guardian den Regisseur auf seine deutschen Wurzeln ansprach. Immerhin habe er in „Melancholia“ ausgiebig die Bildwelten der deutschen Romantik zitiert. So sei die Filmmusik eine Kompilation von Instrumentalpassagen aus Wagners „Tristan und Isolde“. Von Trier antwortete: „Ich habe lange geglaubt, jüdische Wurzeln zu haben, was ich gut gefunden hätte. Dann fand ich heraus, dass ich von deutschen Nazis abstamme, und auch das bereitete mir einiges Vergnügen.“

Als Hollywoodstar Kirsten Dunst ihn offenbar bremsen möchte, legte von Trier noch eine Schippe drauf und sagte: „Wir Nazis mögen eben das Monumentale.“ Dann lobte er die Architektur des NS-Rüstungsministers Albert Speer – „auch nicht gerade eines von Gottes liebsten Kindern“ – und schlug „Die Endlösung“ als alternativen Titel seines Wettbewerbsbeitrags vor.

Israel ist eine Plage

Er selbst sei nicht für den Zweiten Weltkrieg, sagte von Trier, und er sei auch nicht gegen Juden. „Ich bin sogar sehr für die Juden. Oder nein, so doll nun auch wieder nicht“, schließlich gehe einem Israel wirklich „auf die Nerven“ und sei eine „Plage“, schwadronierte der Regisseur weiter. Und fragte sich dann lachend, wie er aus der Nummer wieder rauskommen könne: „Okay, ich bin ein Nazi!“

Nicht nur seine Hauptdarstellerinnen Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg blieben sprachlos zurück. Das Filmmagazin Hollywood Reporter schrieb, von Trier habe sich ähnlich daneben benommen wie der Hollywood-Schauspieler Mel Gibson, der mit antisemitischen Äußerungen für Empörung gesorgt hatte: „Wenn das in Amerika passiert wäre und nicht in Cannes, wäre das der Karriere-Selbstmord gewesen.“

Sorry, ich bin weder ein Antisemit, noch ein Rassist

Die entsprechende Passage der Pressekonferenz wurde aus dem auf der Festivalwebseite abrufbaren Video getilgt. Die Festivalleitung hatte den Regisseur noch am Abend aufgefordert, sich zu seinen Äußerungen zu erklären. Von Trier reagierte mit einer offiziellen Entschuldigung. Er habe sich von einer „Provokation“ – damit meint er wohl die Nachfragen der Journalisten – habe anstacheln lassen. „Falls ich jemanden mit meinen Worten heute morgen auf der Pressekonferenz verletzt haben sollte, entschuldige ich mich aufrichtig dafür. Ich bin weder ein Antisemit, noch ein Rassist, noch ein Nazi“, zitiert Entertainment Weekly den Filmemacher.

Lars von Trier ist ein notorischer Provokateur – geschenkt. Der ironische Kontext seiner Ausführungen, der sich nur dem erschließt, der die ganze Pressekonferenz erlebt hat – geschenkt. Derartige Ausfälle sind nur sehr schwer zu erklären und noch schwerer zu entschuldigen. Insofern ist die Reaktion der Festivalleitung zu verstehen, von Trier trotz seiner Entschuldigung zur „Persona non grata“ zu erklären.

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Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

Aktuelle Veranstaltungen


Do. 16.10.2025 | 24. Tischri 5786

Kultusgemeinde

Gedenk- und Dankzeremonie mit Abnehmen der israelischen Fahnen

Beginn 19:00
Donnerstag, 16. Oktober 2025, 19 Uhr
St.-Jakobs-Platz vor der Hauptsynagoge „Ohel Jakob“


Die letzten 20 lebenden Geiseln sind nach Israel zurückgekehrt. Damit können die tiefen Wunden des 7. Oktober 2023 nach über zwei Jahren endlich beginnen zu verheilen.

 

Mit einer Gedenk- und Dankzeremonie wollen wir gemeinsam noch einmal an alle Verschleppten erinnern: An die glücklich Heimgekehrten ebenso wie an diejenigen, die nie mehr nach Hause kommen konnten.

 

In einem Moment der Verbundenheit werden wir außerdem gemeinsam die israelischen Fahnen einholen, die seit dem 7. Oktober 2023 als Zeichen unserer Solidarität wehten.

 

Wir laden die gesamte Münchner Stadtgesellschaft ein, an diesem besonderen Augenblick teilzuhaben.

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Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786

Kultur

26. Lange Nacht der Museen in München

Beginn 20:30

Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht

Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr

Auf einen Blick:

Vorträge (je 30 Minuten)

  • 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
  • 21:45 Uhr: Ellen Presser

21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »

Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

Kultur

Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

Moderation: Ellen Presser

Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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