Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

Pressemitteilung

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4. September 2013

41. Jahrestag des Olympia-Attentats von München ’72: Knobloch erinnert an die Zerbrechlichkeit von Freiheit und Demokratie und die zerstörerische Kraft von Hass

„Dieses Attentat war nicht nur ein Anschlag auf Israel oder auf Juden. Es war ein Anschlag auf alle Fürsprecher offener, liberaler und demokratischer Gesellschaften. Wer davor die Augen verschließt, hat nicht verstanden, dass unser Traum von Freiheit und Frieden für islamistische Terroristen eine Horrorvision ist.“ So Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern anlässlich des morgigen Jahrestages des Olympia-Attentats von 1972.

„Der ‚Arabische Frühling’ scheint vorerst gescheitert zu sein“, bedauert Knobloch. „Er hat sich geradezu in ein zerstörerisches Gefahrenpotenzial verwandelt. Denn die international agierenden Terrororganisationen wurden neu bestärkt. Sie richten sich gegen die gesamte aufgeklärte, zivilisierte Welt. Gegen uns, die wir bewusst und wehrhaft in freiheitlich-demokratischen Systemen leben wollen. Die Terroristen können das Prinzip ‚leben und leben lassen’ nicht akzeptieren – und sind bereit, ihr Leben zu opfern, um uns für das unsere zu bestrafen.“

Knobloch warnt davor, den Islamismus ähnlich wie den Rechtsextremismus zu verharmlosen und zu unterschätzen. „Die Gefahr ist real“, betont Knobloch und erinnert etwa an den Anschlag auf die Teilnehmer des Boston Marathons und an die verhinderten Bombenattentate hierzulande. „Dass bislang in Deutschland nichts passiert ist, war reines Glück“, meint Knobloch. In Terroristencamps wie im Irak, in Algerien, Pakistan und Somalia gebe es immer mehr Europäer und insbesondere die deutsche Szene sei sehr dynamisch.

Knobloch unterstreicht: „Besonders verstörend empfinde ich die Entwicklung in Syrien.“ Auch Staatsterror sei nicht nur für die direkt betroffenen Millionen von Menschen eine tödliche Gefahr, deren Eskalation der sogenannte Westen trotz aller menschen- und völkerrechtlichen Postulate viel zu lange tatenlos zusehe. „Alle hasserfüllten Ideologen – auch im iranischen Regime – beobachten genau, wie weit sie folgenlos gehen können, ehe die demokratische Staatengemeinschaft offenem Zivilisationsbruch und Massenmord mit der notwendigen Konsequenz begegnet.“

Knobloch weiter: „Die Lähmung der führenden westlichen Akteure dies- und jenseits des Atlantiks könnte zu einem ungeahnten Bedrohungsszenario führen. Das gilt für den gesamten Nahen Osten, insbesondere für Israel, aber schlussendlich auch für den Westen selbst, der den Anschein vermittelt, den Diktatoren der Unfreiheit nur stumpfe verbale Waffen entgegenzusetzen.“

Auch im Namen und im Gedenken an die Opfer des 5. September 72 sei es eine moralische Selbstverpflichtung entschlossen für eine bessere Welt einzustehen – Wahn mit Vernunft zu beantworten. „Jeder Mensch hat ein Recht auf Frieden, Freiheit und Hoffnung und alle, die diese Werte genießen dürfen haben die Pflicht, für den Erhalt und die Stärkung dieser Werte zu kämpfen – national wie international!“, fordert Knobloch.

Abschließend gilt Knoblochs Dank dem Freistaat Bayern und der Bundesrepublik Deutschland für die jüngst veranlassten Maßnahmen, um eine transparente Aufklärung der Ereignisse von 1972 zu gewährleisten und die letzten offenen Fragen der Angehörigen und der israelischen Behörden in partnerschaftlicher Kooperation zu beantworten.

Knobloch: „Die Opfer des 5.9.1972 – Josef Romano, Mosche Weinberger, David Berger, Se’ew Friedmann, Josef Gutfreund, Eliezer Halfin, Amizur Shapira, Kehat Shorr, Mark Slavin, Andre Spitzer, Ja’akov Springer und Anton Fliegerbauer – sind unvergessen, heute wie damals. Sie starben in der Blüte ihres Lebens. Ihr Tod erinnert uns an die Kostbarkeit und Einzigartigkeit unseres Daseins. Ziehen wir aus dieser Erinnerung die Lehren für das Hier und Heute.“

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Die Berlinerin Sängerin und Schauspielerin beschäftigt sich seit langem mit jiddischer Kultur und der dazugehörigen Musik. Diese findet sich auch in Kompositionen und Texten der Moderne. Ob in alter und neuer Heimat oder im Exil, diese Kunst im 20. Jahrhundert wäre ohne den Einfluss jüdischer Komponisten und Interpreten nicht vorstellbar. Die Melodien stammen aus dem Schtetl in Polen, aber auch aus Berlin, Wien, Moskau sowie Tel Aviv, und prägten Kompositionen ebenso am Broadway in New York, Miami, Hollywood und in Buenos Aires. Weiterlesen »

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