Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern

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15. Januar 2013

„Eine Deutschlandkarte ohne Bushido, das wär’s“

Debatte über Rapper: Bushido sorgt mit seinem Twitter-Profilbild für Aufregung. Das Bild zeigt eine Nahost-Karte, unterlegt in palästinensischen Farben. Deutsche Politiker sind empört – und im Netz wird diskutiert. Von Manuel Czauderna, erschienen auf Die Welt Online, 15.1.2013.

@bushido78: Erst Frauen, dann Schwule, nun #Israel: Wir sind stolz darauf, zu den Opfern des Integrationspreisgewinners #Bushido zu gehören.“ Demonstrativ gelassen und spitz zugleich hat die Botschaft des Staates Israel in Berlin auf das neue Profilbild von Rapper Bushido reagiert.

Bushido hatte auf seinem Twitter-Account ein Profilbild hochgeladen, das eine Nahost-Landkarte zeigt, die komplett in den Farben der palästinensischen Flagge eingefärbt ist. Neben der Karte steht die Forderung: „Free Palestine“ (Befreit Palästina).

Während das neue Profilbild zunächst von vielen unentdeckt geblieben war und erst verspätet einzelne Reaktionen hervorrief, reagierte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) am Wochenende in der „Bild am Sonntag“ besonders scharf auf die Protestaktion des Rappers und gab der Debatte so neuen Aufwind: „Dieses Kartenbild dient nicht dem Frieden, sondern sät Hass“, sagte Friedrich und forderte ihn auf, das Profilbild umgehend zu entfernen. „Andernfalls kann er nicht länger als Beispiel für gelungene Integration dienen.“

Bambi-Stiftung prüft Konsequenzen

Friedrich spielte damit ebenso wie die israelische Botschaft in ihrem ironischen Twitter-Kommentar darauf an, dass Bushido seit 2011 Träger des Bambi-Integrationspreises ist. Schon damals war die Verleihung an den Sohn eines tunesischen Vaters umstritten: Bushido wird vor allem für seine Frauen- und Schwulenfeindlichkeit kritisiert.

Bereits vor Friedrich hatte der CDU-Politiker Ruprecht Polenz den Musiker in die Nähe von Extremisten gerückt: „Bisher waren solche Darstellungen von der Hamas und anderen extremistischen Palästinenser-Organisationen bekannt“, sagte er gegenüber Süddeutsche.de.

Ein deutscher Musiker dürfe niemals das Existenzrecht Israels infrage stellen. Der Grüne Omid Nouripour, der in seiner Freizeit selbst als Rapper auftritt, ergänzte: „Bushido muss dringend erklären, ob er die Zweistaaten-Lösung ablehnt“.

Angesichts der neuen Kontroverse kündigte die Vorsitzende der Stiftung „Tribute to Bambi“, Patricia Riekel, an, den Vorfall zu prüfen und „dementsprechend zu reagieren“. Bushido ließ die Drohung jedoch unbeeindruckt. Trocken postete er auf Twitter: „Bambi zu verkaufen“. Eine direkte Stellungnahme zu den Vorwürfen durch den Musiker blieb allerdings aus.

„Eine Karte ohne Bushido, das wär’s“

Im Netz wurde besonders scharf diskutiert: „Eine Deutschlandkarte ohne Bushido, das wär’s“, schrieb etwa der Twitter-Nutzer @Nacktmagazin. @Schebacca höhnte: „Warum hat @bushido78 eigentlich seinen IQ mit in seinen twitter Namen genommen?“.

„The real shame is that @bushido78 uses Palestinians only to sell more of his album“, kommentierte dagegen @AnkeJulieMartin.

Auf Facebook solidarisierten sich mehrere Fans des Sängers mit seiner Botschaft, indem sie das Profilbild ihres Vorbildes als eigenes Bild übernahmen.

Auch kursierte eine Persiflage, die ebenfalls den Slogan „Free Palestine“ zeigt, aber daneben – in Anspielung auf die ähnlichen Nationalfarben – eine Landkarte Italiens abbildet.

Einwöchiges Praktikum bei der CDU

Bushido hatte im Sommer 2012 ein einwöchiges Praktikum beim schwäbischen CDU-Bundestagsabgeordneten Christian Freiherr von Stetten absolviert, weil er nach eigenen Angaben eine Partei gründen und im Bundestag Nachhilfeunterricht nehmen wollte.

Der 34-Jährige, der seit rund zehn Jahren erfolgreich als Rapper arbeitet, hat im Mai 2012 geheiratet. Im Juli kam die gemeinsame Tochter zur Welt.

Die auf der Website veröffentlichten Kommentare geben nicht automatisch den Standpunkt der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern Regierung wieder.
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Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

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Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr

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Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »

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Auf einen Blick:

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  • 21:45 Uhr: Ellen Presser

21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »

Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

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Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

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Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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