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8. Januar 2013

Obamas umstrittener Kandidat

Chuck Hagel soll Verteidigungsminister werden – trotz israelkritischer Haltung. Von Uwe Schmitt, erschienen auf Die Welt kompakt online, 8.1.2013. Der republikanische Ex-Senator gilt neben John Kerry als außenpolitischer Mentor des Präsidenten. Barack Obama rühmt den Patrioten und weitsichtigen geopolitischen Denker, die Republikaner schimpfen ihn „Israel-Hasser“ und Beschwichtiger.
Chuck Hagel, 66, früherer republikanischer Senator aus Nebraska und die Wahl des Präsidenten als Verteidigungsminister, kann sich auf ein anstrengendes Anhörungsverfahren vor dem außenpolitischen Ausschuss gefasst machen. Einstige Fraktionsfreunde rüsten zum Kampf gegen einen Mann, den sie für illoyal halten und „außerhalb des Mainstreams“ konservativer US-Außenpolitik wähnen. Unbestreitbar ist: Chuck Hagel und John Kerry, der designierte Außenminister, waren einst die Mentoren des unerfahrenen Senators Obama. Der Senator hörte auf sie, der Präsident holt sie. Kerry wird mühelos passieren, für Hagels Freigabe wird ein hoher Preis verlangt.

Kritik rührt aus der Zeit des Irak-Kriegs

Auf den ersten Blick ist die Empörung der Republikaner gegen einen der Ihren schwer zu begreifen: der Soldat Charles Timothy „Chuck“ Hagel führte 1967/68 eine Infanterieeinheit in Vietnam, er wurde verwundet und doppelt für Tapferkeit ausgezeichnet, nachdem er einen Dienst in Deutschland abgelehnt hatte. Nach Nebraska zurückgekehrt, diente er in Wahlkämpfen den Republikanern.

Die Abneigung der Republikaner gegen ihren Kollegen rührt aus der Zeit des Irak-Kriegs. Hagel hieß ihn 2002 gemeinsam mit 77 anderen Senatoren gut, kritisierte ihn aber, als Präsident George W. Bush die „Achse des Bösen“ prägte und diplomatische Lösungen zu verdammen schien. Vernarbt in Vietnam, widersetzte sich Hagel einem Krieg, für den Politiker bedenkenlos, wie er meinte, Amerikas Soldaten, Reputation und Steuergelder opferten. Je heftiger Hagel im Senat seine Stimme erhob gegen die Ausweitung der Kriege, desto mehr beeindruckte er gemäßigte Demokraten. Obama war einer von ihnen. Ihm leuchtete ein, was der „prinzipientreue Realist“ (Hagel über Hagel) zur Überdehnung der US-Streitkräfte, den Ansehensverlust der USA und die Grenzen der Befreiungsideologie der US-Neokonservativen im asymmetrischen Kräftespiel sagte. Je blutiger der Krieg im Irak wurde, desto mehr fühlte sich Hagel im Recht.

Nicht genügend Distanz zu Antisemitismus

Es zählt zu seinen Schwächen, gelegentlich daherzureden, bevor er nachgedacht hat. Dabei kommt mancher Unsinn heraus. Etwa 2006, als er in einem Interview meinte, „die jüdische Lobby schüchtert eine Menge Leute hier (im Kongress) ein“. Gemeint waren Lobbyisten-Verbände, die traditionell Israels Interessen in Washington wahrnehmen, also allenfalls die „Israel-Lobby“. Es war eine Dummheit, die nicht weniger dumm wurde, als Hagel im Affekt sagte, er sei ein „US-Senator, kein israelischer Senator, ich diene Amerikas Interessen“.

Doch selbst wenn der Vorwurf der „Israel-Feindlichkeit“ (anonyme Kritiker sprechen von Antisemitismus) überzogen sei, so der konservative Kolumnist David Brooks, habe Hagel nicht genügend Distanz zu Leuten gezeigt, die an der Grenze des Antisemitismus argumentierten. Auch unter Demokraten regt sich Widerstand. Manche sind nicht glücklich darüber, dass der Präsident einen Republikaner an die Spitze des Pentagons stellt.

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Oktober 2025 | Tischri-Cheschwan | « »

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So. 12.10.2025 | 20. Tischri 5786

Kultur

„Sputnik“: Lesung und Gespräch mit Christian Berkel

Beginn 17:00

Buchpräsentation
Sonntag, 12. Oktober 2025, 17 Uhr

Moderation: Günter Keil

Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »

Sa. 18.10.2025 | 26. Tischri 5786

Kultur

26. Lange Nacht der Museen in München

Beginn 20:30

Vortrag und Konzert
Beitrag der IKG München und Oberbayern zur Langen Nacht

Samstag, 18. Oktober 2025, 20:30–23:00 Uhr

Auf einen Blick:

Vorträge (je 30 Minuten)

  • 20:30 Uhr: Dr. Elisabeth Rees-Dessauer
  • 21:45 Uhr: Ellen Presser

21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »

Mo. 03.11.2025 | 12. Cheschwan 5786

Kultur

Mit Dmitrij Kapitelman: „Russische Spezialitäten“

Beginn 19:00

Buchpräsentation und Gespräch
Montag, 3. November 2025, 19 Uhr

Moderation: Ellen Presser

Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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