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30. Mai 2012
Gauck in Israel: „Enger verbunden als je zuvor“

Bundespräsident Joachim Gauck, Israels Staatspräsident Shimon Peres, der Vorsitzende des Yad Vashem Direktoriums, Avner Shalev, und Daniela Schadt in der Halle der Namen in Yad Vashem. Foto: Steffen Kugler
Tagesschau Online. Bundespräsident Gauck hat am ersten Tag seiner Israel-Reise die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem besucht. Mit Blick auf den Streit zwischen Israel und dem Iran sicherte er Israel deutsche Unterstützung zu. Er warnte aber auch vor einer kriegerischen Eskalation des Konflikts. Von Sebastian Engelbrecht, ARD-Hörfunkstudio Tel Aviv.
Israel und Deutschland seien „enger verbunden als je zuvor“, sagte Bundespräsident Joachim Gauck in einer kurzen Ansprache beim Empfang durch Israels Staatspräsidenten Peres in dessen Residenz in Jerusalem.
Das Eintreten für die Sicherheit und das Existenzrecht Israels seien für die deutsche Politik bestimmend. Zugleich trete Deutschland aber auch für eine Zwei-Staaten-Lösung mit den Palästinensern ein.
Der israelische Staatspräsident Shimon Peres würdigte Gauck als einen Mann, der für „Demokratie ohne Kompromiss“ und für „Liberalismus ohne Abstriche“ stehe. Nach der Begegnung mit Peres besichtigte Gauck die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem.
Mit diesen Worten trug er sich ins Gästebuch ein: „Wiederkommen sollst Du, weil auch Du wissen kannst Namen der Opfer – wieviele kennst Du? Namen der Täter, Deutsche zumeist, Verursacher, Vollstrecker. Auch Namen von Schreckensorten wirst Du Dir einprägen und wirst erschrecken vor den brutalen Interessen von Herrenmenschen.“
Den Opfern ein Gesicht geben
Gauck würdigte die Ausstellung von Jad Vaschem. Sie versuche, „den Opfern ein Gesicht zu geben“. Besonders interessierte sich der Bundespräsident in der Gedenkstätte für das Archiv, dessen Arbeit die Bundesregierung mit zehn Millionen Euro unterstützt.
„Das ist für mich natürlich aus mehreren Gründen besonders interessant. Ich weiß, was Archive wert sind, obwohl ich kein Historiker bin“, sagte Gauck. „Denn es gab ja mal eine Zeit unmittelbar nach der Befreiung der Deutschen Demokratischen Republik durch die eigenen Bürger, da haben wir entschlossen, die Archive der Staatssicherheit in unsere Hand zu nehmen.“
Yad Vashem ist Hebräisch und heißt übersetzt „Denkmal und Name“. Die Einrichtung wurde 1953 in Jerusalem als Zentrum für Dokumentation, Erforschung, Pädagogik und Gedenken an den Holocaust gegründet. Sie ist die zentrale israelische Gedenkstätte für die sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocaust. Zentrum des Museums ist die Halle der Namen, die jedem Holocaust-Opfer ein individuelles Gedenkblatt widmet. Bisher sind rund zwei Millionen Blätter dort eingestellt.
Erwartungen im Streit um iranisches Atomprogramm
Gauck dankte „für die unglaublich intensive Begegnung mit einer Vergangenheit, die nicht vergeht“. Verglichen mit den Zeiten, die in Jad Vaschem dokumentiert würden, hätten Israelis und Deutsche „eine Zukunft“, die Hoffnung gebe.
In einem Interview am Rande ging der Bundespräsident indirekt auf die Debatte um das umstrittene Gedicht von Günter Grass ein. Grass hatte darin die israelische Politik gegenüber dem Iran und dessen Atomprogramm kritisiert. „Im Moment sind wir ja in einer Verhandlungsphase“, sagte Gauck zu den Sorgen Israels vor einem atomar bewaffneten Iran. „Und die europäischen Länder verbinden mit dieser Verhandlungsphase eben Erwartungen – die deutsche Regierung tut es auch.“
Gauck als Zeichen der Hoffnung
Bundespräsident Gauck legt einen Stein auf das Grab eines israelischen Sportlers, der 1972 in München beim Anschlag auf die Olympischen Spiele starb. (Foto: dapd) Großansicht des Bildes Am Grab eines israelischen Athleten, der bei dem Terroranschlag auf die Olympischen Spiele 1972 in München starb, legte Gauck einen Stein ab. Er könne Israels Sorgen verstehen: „Israel ist nicht das Land, das gegenüber anderen Ländern sagt: ‚Ihr müsst hier vom Erdboden verschwinden‘, sondern Israel steht einem machtvollen Gegner gegenüber, der genau diese Absicht verkündet hat“, erklärte Gauck. „Deshalb tut die deutsche Öffentlichkeit gut daran, diese israelische Sorgen sehr ernst zu nehmen.“
Um den israelisch-palästinensischen Konflikt ging es im Gespräch des Bundespräsidenten mit dem israelischen Schriftsteller David Grossmann. Wie Gauck Präsident geworden sei, symbolisiere, dass das Unmögliche möglich gemacht werden könne, sagte Grossmann. Das gebe ihm Hoffnung im Blick auf den darniederliegenden Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern.
Und so könne Gauck beiden Seiten helfen: „Zunächst muss er kreativ sein, voller Energie“, sagte Grossmann. „Er darf uns nicht erlauben, in diese Situation des nationalen Komas zu fallen, in der Israel und Palästina sich befinden.“ Und Grossmann hofft, dass Deutschland durch Gaucks Inspiration „Möglichkeiten für Fortschritte im Verhältnis von Israelis und Palästinensern“ finden werde.
Gauck nennt Irans Atom-Ambition „konkrete Gefahr“
Welt Online. Gut zwei Monate nach seinem Amtsantritt ist Bundespräsident Joachim Gauck nach Israel gereist. Bei seinem ersten Staatsbesuch pocht er auf eine Zwei-Staaten-Lösung für den Nahen Osten. Das Existenzrecht Israels müsse geschützt werden, betonte er. Andererseits müssten auch die berechtigten Belange des palästinensischen Volkes geachtet werden. Nötig sei „eine Lösung, die Wirklichkeit werden kann, wenn beide Seiten aufeinander zugehen und die Rechte des jeweils anderen anerkennen“.
Hintergrund ist der seit Monaten erneut stockende Friedensprozess und der anhaltende Bau jüdischer Siedlungen in den von Israel besetzten Palästinenser-Gebieten.
Mehr Demokratie im arabischen Raum
„Die Veränderungen in Ägypten und der ganzen Region müssen zu mehr Demokratie und zu mehr Menschrechten führen“, forderte Gauck. Außerdem müssten sie zu einer Außenpolitik führen, die die Sicherheit Israels garantiere. Nach dem Umsturz verzeichnen islamistische Kräfte in etlichen nordafrikanischen Staaten Wahlerfolge.
Gauck wies bei dem Treffen auch auf das iranische Atomprogramm hin, das ihm „große Sorge“ bereite. Die iranischen Atomambitionen stellten eine „konkrete Gefahr“ für Israel und die ganze Region dar. Deutschland werde sich weiter für eine diplomatische Lösung einsetzen.
Besorgnis über wachsende Ressentiments
In der Zeitung Haaretz äußerte sich Gauck besorgt über eine immer kritischere Haltung vieler Deutscher zum jüdischen Staat. „Ohne Umfragen überzubewerten: Als Freund Israels besorgen mich die Ergebnisse dennoch“, antwortete er auf eine Frage nach dem sinkenden Ansehen Israels in Deutschland.
Eine Umfrage hatte kürzlich ergeben, dass 70 Prozent der Deutschen Israel vorwerfen, seine Interessen ohne Rücksicht auf andere Völker zu verfolgen, und 59 Prozent die israelische Politik für aggressiv halten.
„Aus den Abgründen seiner Geschichte kommt Deutschland eine einzigartige Verantwortung gegenüber Israel zu“, sagte Gauck. „Wachsende Ressentiments gegenüber Israel sind zwar nicht allein ein deutsches Phänomen, aber wir Deutsche sollten uns besonders kritisch fragen: In welchem Geist urteilen wir über israelische Politik? Doch bitte nur im Geist der Freundschaft. Da ist durchaus auch Platz für Kritik, nicht aber für Vorurteil“, betonte der Bundespräsident.
Die umstrittenen Äußerungen von Literaturnobelpreisträger Günther Grass , Israel bedrohe den Weltfrieden, bezeichnete Gauck als dessen persönliche Meinung. Sie entspreche jedoch nicht der deutschen Politik. „Wir treten dafür ein, dass Israel in Frieden und in gesicherten Grenzen leben kann“, betonte Gauck. Dafür sei die Zwei-Staaten-Lösung und die Berücksichtigung der „berechtigten Anliegen des palästinensischen Volkes“ entscheidend.
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Am 4. Oktober 1957 erreichen die ersten Satelliten die Erdumlaufbahn. Kurz darauf erblickt in Westberlin Sputnik das Licht der Welt. Er wächst auf zwischen den Geschichten seiner Mutter Sala und den Büchern seines Vaters Otto. Eine wichtige Lebensstation wird Paris, wo er nicht nur zur Schule geht, sondern Theater und Varieté für sich entdeckt. Die Rückkehr nach Deutschland fällt in eine Umbruchszeit auch der Theaterwelt der 70er Jahre. Eine wilde Phase des Experimentierens bricht an, bis Sputnik wie so viele vom Mauerfall 1989 überrollt wird. Und zu ahnen beginnt, wer er ist, oder zumindest, wer er sein könnte. In seinem dritten Roman begibt sich Christian Berkel erneut auf eine sehr persönliche Spurensuche, die bis in eine erschreckend veränderte Gegenwart führt. Weiterlesen »
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21:00 und 22:15 Uhr: Konzert des Synagogenchors unter Leitung von David Rees (je 30 Minuten), Begleitung am Piano: Luisa Pertsovska Weiterlesen »
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Eine ukrainisch-jüdisch-moldawische Familie, lebt in Leipzig, wo sie russische Spezialitäten verkauft. Und zwar an Osteuropäer, die sich zwischen russischen Flusskrebsen, ukrainischem Wodka und georgischen Sonnenblumenkernen zuhause fühlen. Doch seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist nichts mehr wie zuvor. Die Mutter glaubt den Propagandasendungen des russischen Fernsehens. Ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Um seine Mutter zur Vernunft zu bringen, begibt er sich per Flixbus nach Kiew. Oder wie man inzwischen liest: Kyjiw, von wo er ihr die Wahrheit mitzubringen hofft. Weiterlesen »

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